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# Vielleicht ist es bei den an Tage gelegten Fahrstil durchaus sinnvoll. Wenig später begegnete uns noch ein Bus am Straßenrand, dessen gesamte Frontseite etwa einen Meter kürzer war. Nach 90 km endete die Autobahn - etwa 20 km vor der Stadt Ajmer, die wir nur im Vorbeifahren tangieren. Nun dauerte die Fahrt wesentlich länger - zahlreiche langsam fahrende Lastkraftwagen musste unser Busfahrer mit riskanten Überholmanöver überholen. Wie schon erwähnt gilt in Indien Gas und Hupe für den Notfall hat man eine Bremse. # Bloß gut, dass auch der Gegenverkehr recht kulant sich verhält - schafft man es mal nicht den Überholvorgang abzuschließen, signalisiert man den Gegenverkehr per Lichthupe, dass es eng wird und er sogar ganz am Straßenrand fährt und anhält. Unfälle sind eigenartiger Weise bei diesem Fahrstil außerst selten. In Beawar verließen wir die NH8 und fuhren auf der NH 12 weiter Richtung Jodhpur. Hier passierten wir den Ort MAKRANA der durch seine gewaltigen und weltweit bekannten Marmorvorkommen (Markana- Marmor - weißer Marmor, der in Taj Mahal, in Jodhpur für das Jaswant Thada sowie in weißen Haus von Washington verwendet wurde: dünn geschnitten ist er lichtdurchlässig) mit seinen weltgrößten Marmor- Exporteur R.K. Marbles - links und rechts der Straße endlose Marmorschneidereien. Besonders die zahlreichen Laster mit riesigen Marmorblöcken füllten hier die schon überlasteten Landstraßen. #

Da keiner der nun Fünf der verbliebenen Reisegruppe das Bedürfnis verspürte, eine Rast einlegen zu müssen, fuhren wir die ersten drei Stunden (170 km) ohne Pause durch. #Da viele Tankstellen keine ansprechende Toiletten haben, waren nur Restaurants dafür vorgesehen, die einen europäischen Standard hatten - das sind leider nicht sehr viele. So wählten wir eine Raststätte mit Souvenirshop und Restaurant. Der Kellner führte uns in einen vorgekühlten Raum (eigentlich 10% Preisaufschlag - den er nicht berechnete) und tranken jeder eine Tasse indischen Tee mit Milch (je 40 Rs). In aller Ruhe ausgetrunken setzten wir nach diesen 20- minütigen Stopp die Fahrt zum Tagesziel fort.

Unmittelbar danach passierten wir eine kleine Bergkette in eigentlich unwesentlicher Größe - wechselte aber sehr interessant die Landschaft auf. Auf einzelne Antilopen, die sich ein schattiges Plätzchen suchten, machte unser Kraftfahrer aufmerksam - hielt sogar an, um ein Foto machen zu können. Kurz vor Jodhpur führte uns eine mautpflichtige Schnellstraße bis zum Ortseingang der Stadt. Zunehmend passierten wir sandige Dünen, die teils gewaltige Dimensionen annahmen. Mit Erreichen des Stadtrandes der Kaiserstadt Jodhpur säumten endlose militärische und Kasernenanlagen die linke Straßenseite - welche sich aus der Nähe zu Pakistan ergibt (350 km). In der Ferne kann man eine große Radaranlage erkennen, die nochmals auf die strategische Bedeutung dieser Region hinweist. Jodhpur (जोधपुर), die zweitgrößte Stadt Rajasthan, ist mittlerweile 550 Jahre alt und hat viele sehr beeindruckende Tempel und Paläste.Jodhpur Hotel Mapple Abhay

So erreichten wir nach genau 6 Stunden reiner Fahrzeit und einer Tagestemperatur über 40°C unser Tageshotel, das ****Hotel Mapple Abhay in Jodhpur (72 Zimmer - DZ 44€ und 8 Suiten). Wir hatten das Zimmer 519 - also hoch mit dem Fahrstuhl bei Innentemperatur von ebenfalls über 40°C ins Zimmer mit Blick nach vorn - ein gemütlich eingerichtetes Zimmer - diesmal mit Ehebetten. Wir hatten nun reichlich Zeit, unser neues Hotel kennen zu lernen, das Pool zu testen oder sich einfach von der langen Reise nur verholen. Ich nutzte die Zeit, um das kostenlose WLAN-Angebot in der Lobby zu nutzen und beantwortete schnell einige Mails. Jaswant Thada Jodhpur

Um sechzehn Uhr trafen wir uns in der Hotellobby, um noch einige Tagesziele, die für den folgenden Tag vorgesehen waren gleich anschließend noch zu besichtigen.

Die Fahrt ging durch die Stadt und anschließend einer schmalen Bergstraße nach oben zum etwa 3 km entfernten Gedenkstätte des Geschlechtes der Rathor von Marwar, dazu Mausoleum des Maharajas Jaswant Singh und zugleich Krematorium der königlichen Familie, dem strahlend weißen Jaswant Thada. Hier waren 25 Rs Fotogebühr und 50 Rs Videogebühr für den reichlich 20 minütigen Aufenthalt fällig ( Jaswant Thada JodhpurDurch Umhängen der Quittung erkannte das Personal, dass für dieses Gerät eine Gebühr bezahlt wurde), die jeder Reisende selbst zu tragen hatte.

Am Eingang erwarteten uns zwei Kinder, die einen Tanz vorführten, der Vater auf einem indischen Instrument dazu eine Melodie spielte und sich so einige Rupien verdiente.

Der Weg führte uns an kleinen Chattris (Grabkuppelbauten) vorbei bis zu den Treppen der Gedenkstätte. Bei mehreren indischen Filmen wurde diese märchenhafte Kulisee als Hintergrund genutzt. Schon von hier hat man einen herrlichen Rundumblick die Stadt und auf die Umgebung sowie dem unübersehbaren Mehrangarh Fort. Jaswant Thada Jodhpur

Da wir unsere Tempelschuhe nicht mit hatten, lernten wir kennen, wie heiß der Makrana-Marmor werden kann. So ging ich barfuss über den innen kühlen und außen kochend heißen Marmor. Meine Frau, die Socken aus ihre Handtasche zauberte, lernte dieses Wechselspiel der Temperaturen gar nicht erst kennen. Dicht getränkt waren hunderte Tauben auf dem Dach - vorsichtig schritten wir durch die reichlichen Hinterlassenschaften dieser Tiere am Boden (Kot).

Im Inneren war es angenehm kühl. Die Porträts früherer Maharajas zierten die Wände. Die Verzierungen der aus Marmor herausgearbeiteten Öffnungen im Fenster ließen gedämpftes Licht in den Raum und wirkten somit würdevoller. So weit das Auge blickt - alles was man sehen konnte, war aus weißem Marmor. Über seiner Verbrennungsstelle das prächtige Monument des Jaswant Singh II. (verstorben 1895), welches seine Frau vier Jahre später nach dem Vorbild des Taj Mahal aus durchsichtigen Makrana-Marmor erbaut wurde. Prunkvoll ist im Krematorium die Ahnengalerie ausgestellt - eingebunden in kunstvollen Marmorarbeiten - Luxus pur.

Jaswant Thada Jodhpur

Unser Körper besteht nach der hinduistischen Lehre aus den Elementen Erde, Luft, Feuer, Himmel und Wasser, die nach dem Tod ihre anteile zurückbekommen - also: ein Teil der Asche verbleibt auf der Erde, das Feuer lässt den Rauch in den Himmel steigen, wobei ein weiterer Teil Asche der Wind verteilt - den Rest bringen die nahen Angehörigen in den heiligen Ganges. Jaswant Thada Jodhpur

Das in der Mitte der Anlage - an Stelle der Verbrennungsstätte - befindliche Gebäude, wurde 1899 von seiner Frau zum Gedenken an den Maharaja Jaswant Singh II. erbaut. So wie bei seinem großen Vorbild - dem Taj Mahal - kam der weiße Marmor aus Makrana und ist stellenweise ebenso durchsichtig. Die verknotete Tücherkette binden Besucher an So hoffen sie, dass ihre Wünsche mit der Kraft der Herrscher in Erfüllung gehen mögen.

Zurück führte uns der Weg an bunten Heiligenbildern und am Shri Devkund Mahadev Temple vorbei. Auf den Rückweg zum Bus versuchten die beiden Kinder wieder ihr Programm zu zeigen. Auch aus der Sicht, dass es Kinder waren, sah die Darbietung nicht sonderlich gelungen aus.
Auf dem Parkplatz, der nebenbei von einigen Tagelöhnern ausgebaut wird, wartete unser bereits vorgekühlter Bus mit noch kühlen Getränken.

Umaid Bhavan Palast in Jodhpur - Blick vom Fort Mehrangarh Nur wenige Fahrminuten entfernt war das Fort Meherangarh-Forts, welches auf einem über hundert Meter hohen Hügel über der Stadt heraus ragt. Heute ist dei ehemaligen Räume des Maharadschas ein Museum untergebracht.

Das Ford hat gewaltige Dimensionen und ist von einer 10 km langen Stadtmauer umgeben. Im Fort war das Fotografieren erlaubt - Videokameranutzer mussten 200 Rs Gebühr zahlen. Der Einlass kontrolliert sehr genau, dass auch nicht eine versteckte Videokamera mit in das FordFort Meherangarh Jodhpur eingeschmuckelt wurde - schienen aber noch nicht so richtig gewusst zu haben, dass viele Fotoapparate und mittlerweile viele Handys diese Funktion in durchaus guter Qualität anbieten.

Im Südosten, hinter dem Zentrum der Stadt ragt weithin sichtbar der Umaid-Bhavan-Palast, der Palast des amtierenden Maharajas heraus. Er ist Museum und Luxushotel zugleich.

Mit der Stadtgründung im Jahr 1459 erfolgte von der Rathor-Dynastie der Bau dieser Festungsanlage, von denen noch ein großer Teil erhalten ist. Somit wurde Jodhpur Regierungssitz anstelle von Mandur. Im 17. Jahrhundert baute der Maharaja Jaswant Singh die Anlage zum heute sichtbaren Zustand aus. Fort Mehrangarh Jodhpur Bis kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wohnte die fürstliche Familie in der Festung und ist derzeit noch in deren Besitz.Fort Mehrangarh Jodhpur

Gruselig wurde uns, als wir nach oben schauten und wussten, dass bei den Temperaturen der Weg nicht leicht sein wird - auch wenn das Festungsinnere in der Regel kühl und zugig ist. Gleich hinter dem ersten Festungstor überraschte uns ein Fahrstuhl, der uns bis ganz nach oben führte. Auf der obersten Ebene angekommen wartete ein Imbiss mit kühlen Getränken und einigen Snacks zu recht vernünftigen Preisen. Aber das war nicht so interessant wie der Ausblick auf die Stadt. Die Altstadt erkennt man an den zahlreichen blauen Häusern, die Farbe der Kaste der Brahmanen (ब्राह्मण - Angehöriger der höchsten Kaste; Die Farbe des Göttlichen im Hinduismus ist auch blau), wodurch diese Stadt auch als "blaue Stadt" bezeichnet wird. In der Neustadt ist blau eine weniger dominierende Farbe.Fort Meherangarh Jodhpur

Anschließend Fort Mehrangarh Jodhpurging es in den Blickpalast, wo die Frauen lebten. Kunstvolle Steinmetzarbeiten schmückten die Räume. Wie auch bereits die Fenster im Jaswant Thada, waren auch diese feinmaschig aus Marmor gehauen, um das rege Treiben auf den Höfen zu verfolgen, ohne selbst gesehen zu werden. Ein Wächter beobachtete im Sitzen bei einer Wasserpfeife das Geschehen.

Es ist überwältigend, mit welcher Genauigkeit die Steinmetze aus einem Stück Granit an großen Platten, Säulen oder Fenstern die Elemente, Strukturen und Figuren herausarbeiteten. Beim Zusammenfügen kannten sie kein Stahlbeton. Die besonderen Steinformen ermöglichten ein loses Zusammenfügen zum gesamten Gebäude. Welche architektonische Spitzenleistung der damaligen Zeit.

Nun führte uns der Rundgang ins Museum mit vielen Waffen und Rüstungen,Fort Mehrangarh Jodhpur aber auch die unterschiedlichen Elefantensitze für alle möglichen Gelegenheiten und Anlässe - von schlicht und bescheiden bis zur prunkvollen Verzierung.Fort Meherangarh Jodhpur

Anschließend sahen wir in mehreren Räumen Sänften in den unterschiedlichsten Ausführungen. 12 kräftige Inder waren erforderlich, um das größte Stück in Bewegung zu bringen. Den noch vorher wachenden Posten erlebten wir gerade bei einen kleinen Nickerchen.

Daran schloss sich die Ahnengalerie an. Fort Meherangarh Jodhpur Sicher war es nicht einfach, neues Blut hinein zu bekommen - ich hatte das Gefühl, dass über Generationen sich alle sehr ähneln. Und von hübsch oder interessant aussehen konnte man auch nicht sprechen. Dann kam alles, was so üblich war - Musikinstrumente, Kleidung, Möbel, Gemälde aller Art, sogar ene Sammlung von Baby-Wiegen war dabei.

Weiter ging es über verschiedene Höfe, und Räume, wie ein private Versammlungsraum, Perlensaal (ohne Perlen: Die vielen von Spiegeln reflektierten Öllampen generieren den Eindruck von abermillionen Perlen) bis zu den Frauengemächern.

Weiter ging es nur noch bergab. Schnell noch ein paar Fotos bevor wir zum Tor Loha-Pol kommen. Nicht gleich ersichtlich waren die Sati-Hände. Die Bedeutung berührte uns stark. So folgten früher die trauernden Witwen ihren verstorbenen Gatten auf den Scheiterhaufen. Da die Beweggründe unterschiedlich waren, geht man davon aus, dass es einerseits Tradition war, möglich auch aus Liebe oder aus Verzweiflung. Auf den Weg zum Scheiterhaufen hinterließen sie in zinnoberroter Farbe einen Händeabdruck am Tor, damit man sie nicht vergessen sollte.

Bereits die britischen Kolonialherren beendeten dieses grausame Spiel - obwohl sich noch 1953 die letzte Witwe selbst verbrannte.

So erreichten wir wieder unseren Bus, der wie gewohnt erst einmal kühle Getränke reichte.

Strassenkinder in Jodhpur

Die Rückfahrt führte uns etwa 5km einer kurvenreichen Straße bergab und anschließend durch das Zentrum von Jodhpur. Es herrschte starker Feierabendverkehr. Zahlreiche vor uns fahrende Motorräder verlangsamten sehr unsere Fahrt. Teilweise äußerst riskant war der Fahrstil einiger Fahrer. Häufig ging es um Millimeter, um nicht mit Autos oder Fußgänger zu kollidieren.

Gegen 18:15 Uhr erreichten wir das Hotel und konnten uns bis zum Abendbrot noch ein wenig frisch machen. So beobachtete ich das Treiben am Pool von unserer Wohnung aus. Eine Familie lernte mit energischem Auftreten ihren Kindern das Schwimmen. Ohne Armreifen werden sie in nächster Zeit wohl nicht auskommen.

Das Abendbrot in Menüform war im Restaurant - wir 5 Reisenden waren mit dem Reiseleiter die einzigen Gäste. Zahlreiches Personal bemühte sich um uns, jeden Wunsch einzeln zu erfüllen, um wenigstens etwas Beschäftigung zu haben. Im Angebot waren Tomatensuppe, 2 verschiedene Huhnsorten, Kartoffeln, Pommes, Gemüse, Linsen, Nudeln und als Nachspeise gab es Eis mit Früchten. Wir schauten uns zwar skeptisch an, aber der Reiseleiter versicherte, dass wir dieses Eis problemlos essen könnten. Und so war es auch.

Am Abend hatte ich Zeit, einige Texte von meinen Reisenotizen zu verfassen und noch schnell im Foyer online zu stellen. Noch schnell von der Kamera die Fotos auf dem Notebook überspielt und zusätzlich auf einer externen USB-Festplatte gesichert - sicher ist sicher!

Zwischendurch und als Gute-Nacht-Trunk gab es ein Glas gut gekühlten Rum mit Cola.

8. Tag (Mi-20.05.2009) - Jodhpur - Mount Abu (ca. 270 km)

Dass dieser Tag warm werden würde, merkten wir bereits im Fahrstuhl. Unklimatisiert bei 33°C ging die Fahrt zum gewohnten Frühstück. Kurz vor halb neun ging die Fahrt auf den NH 65 Richtung Mount Abu bei strahlendem Sonnenschein los.

Das erstes Ziel war der Palast des Maharaja - dem Umaid-Bhavan-Palast (umgangssprachlich auch Chittar Palace genannt), welcher östlich der Stadt weithin sichtbar war. Er soll der größte private Palast der Welt sein. Bereits im Jahr 1920 - nach einer sehr langen Dürreperiode beschloss der regierende Maharaja, Umaid Singh II., als Form der Arbeitsbeschaffung für sein hungernden Volkes auf Anraten seines Astrologen einen Palast zu errichten, dessen Grundsteinlegung neun Jahre später nach Entwürfen des englischen Architekten Henry Vaughan Lanchester, der sich bereits einen guten Namen bei den britischen König Eduard VII durch mehrere Bauwerke gemacht hat. Vierzehn Jahre lang bauten etwa 3000 Arbeiter an dem Bauwerk ohne Zement und Mörtel. Nur die Fugen der einzelnen Bausteine hielten alles zusammen. Architekten werden hier natürlich eifrig den Baustil diskutieren - es sind mehrere Baustile vereint. Von Renaissance bis zu Traditionen der Rajputen (kleinen Türme) - eine Mischung zwischen westlichen und östlichen Stil.
Der Palast mit seinen knapp 350 Räumen ist 195 x 103 m groß (1,4 ha) und misst an der Kuppelspitze eine Höhe von 56 m. Seine Gärten sind auf über 6 Hektar angelegt.
Nur vier Jahre konnte der Maharaja sein Bauwerk nutzen - er starb im Jahr 1947, also kurz vor der Unabhängigkeit Indiens von Großbritanien. Sein Nachfolger - sein Sohn Hanwant Singh (gest. 1952 bei einem Flugzeugunglück), musste damit auch die Autonomie des Fürstenstaates abgeben. Aus 22 Fürstentümern der Region entstand der Bundesstaat Rajasthan. Die Maharajas behielten ihre Adelstitel - jedoch ohne politische Bedeutung und Mitspracherecht.
Wegen der Geldknappheit des Maharaja Gaj Singh II (Sohn des Hanwant Singh) wurde das Gebäude in den 70-er Jahren in drei Abschnitte unterteilt, in

  • ein 5-Sterne-Hotel mit 94 Zimmern (es soll das teuerste in der Region sein - im PALACE ROOM KING BED - die Nacht 18.000 Rs entsprechen 260 Euro),
  • in ein Museum mit Waffen, alte Gemälde und anderen Gegenständen sowie einem Theater, Haupthalle, Schwimmbecken, Krankenhaus (unterirdisch), Ballsaal sowie
  • in den Wohnbereich der adligen Familie.
  • Schnell einige Fotos vom Palast und weiter ging die Fahrt Richtung Mount Abu - das nächste Tagesziel. Nicht zu übersehen waren die überladenen Traktoren mit Tagelöhnern auf den Weg zur Arbeit - häufig waren sie nach Männer und Frauen sortiert.

    Frauen sahen wir relativ häufig bei Straßen- und anderen Bauarbeiten als Träger von Erdmassen (in Schüsseln auf den Kopf - in Deutschland nicht vorstellbar.

    Noch in Jodhpur fielen die vielen freilaufenden Rinder auf. Erwähnenswert sind die vielen Futterverkäufer an den Straßen. Hier kauft die tierliebende Bevölkerung Futter und sichern somit die ausreichende Ernährung dieser Tiere.

    Rechts im Bild - man staunt, wie viele Personen das indische Motorrad transportieren kann. Überraschend wenig Militärfahrzeuge waren hier auf den Straßen zu sehen, obwohl auch hier das Militär seine Kasernen hat (Garnisonsstadt).

    Am Stadtrand konzentrieren sich wie weltweit zahlreiche Industriebetriebe - viele in Verbindung mit den Export von Stein- und Marmor sowie deren Produkte, aber auch Holzhandel ist stark vertreten. Vorbei geht es noch an einem großen Wohnkomplex aus roten Sandtein, zwischendurch auch mehrere Betonbauwerke - hier kommen Erinnerungen aus dem Plattenbau Ostdeutschlands auf. Aber es scheint auch hier wichtiger zu sein, eine weniger schöne Wohnung zu haben wie keine. Beidseitig der Straße sind viele teil-erschlossene Grundstücke, sichtbar an den vielen Holzpflöcke, die eine Parzelle markieren.

    Außerhalb der Stadt begleiteten uns am Rand unweit der teils holprigen Asphaltstraßen einige Nilgau-Antilopen und Springböcke und zahlreiche Tankstellen, abgeerntete Felder, harte Erde mit einzelnen Akazien und ausgetrocknete Flussläufe lockern die Landschaft auf. Hier trifft man auch die typischen Traktoristen mit dem weißen Turban auf den Straßen.

    So ging die Fahrt weiter auf den NH-65 durch Rohat bis in die Stadt Pali. Auf der Straße dorthin war eine Wasserleitung, die sich teilweise noch in Bau befand, nicht zu übersehen und versorgte die gesamte Region mit Trinkwasser. In Ortschaften, die nicht an das Netz angeschlossen waren, erhielten ihr Wasser aus Tankwagen. Gelegentlich ragten allein stehende kleinere Berge aus der sonst durchgehenden Ebene heraus. Interessant war ein Fahrrad mit zwei sehr großen Milchkannen beladen, der Probleme hatte, vernünftig gerade aus zu fahren. Leider war mein Fotoapparat nicht "schussbereit", um diese Situation aufzunehmen.
    Nach knapp 1,5 Stunden und nur 68 km Streckenkilometer erreichten wir Pali (पाली) - eine schon etwas größere Stadt mit knapp 200000 Einwohnern.

    Von Pali aus fuhren wir auf den NH-14 - eine mautpflichtige Straße (40 Rs) weiter Richtung Süden bis in die Kleinstadt Sanderao (सान्डेराव). Auf der Fahrt sahen wir sogar Flussläufe in denen sogar geringe Wassermengen flossen. 25 km nach Pali war die erste 10-minütige Tagesrast in einer Raststätte. Unterwegs begegneten uns häufig einzelne Zigeuner mit rotem Turban mit ihren Herden, die sehr friedlich sind und regional einen guten Ruf haben.

    Trotz des sicheren Fahrstils beobachteten wir sehr aufmerksam das Fahrgeschehen und staunten, wie reibungslos aus deutscher Sicht die gewagten Überholmanöver - häufig bei Gegenverkehr - funktionierten - auch wie gerade eben beim Überholen von vier Kamelen: Augen zu und durch!

    Gegen 11 Uhr verließen wir den NH 14 und besuchten ein Programmteil, was erst für zwei Tage später vorgesehen war. Somit sparten wir allerhand Fahr-km. Die Fahrt ging in südöstlicher Richtung in die 13 km entfernte kleine Ortschaft Falna, wo auch die Zugverbindung von Beawar nach Abu Road durchging. Den goldenen Tempel von Falna konnten wir nur durch das Tor fotografieren und dessen Pracht nur erahnen.

    Einige Wasserbüffel machten es sich in ein kleines Schlammloch, einige in einem fast ausgetrockneten Flußlauf bequem. Eine größere Herde Rinder überquerte die Straße, ohne die geringste Notiz von fließendem Straßenverkehr zu nehmen. In dieser wie auch in vielen anderen Städten befindet sich eine "Sammelstation" für herrenlose Rinder, wobei sich fast alle Bürger an der Finanzierung des Aufwandes freiwillig (!) beteiligen.

    Nachdem wir uns durch die sehr engen Gässchen durchgekommen sind (teilweise Millimetersache für den Fahrer - der Straßenausbau ist jedoch in Vorbereitung) fürte uns die Fahrt nach 20 weiteren Kilometer in die Stadt Sadri, wo wir einen 10 minütigen Fotostopp auf dessen Markt. Die hygienischen Bedingungen waren hier nicht die besten - so kam berechtigt die Frage auf, wie die Menschen unter diesen Bedingungen leben möchten. Der ganze Müll ist doch hausgemacht und Abwasserleitungen unterirdisch zu verlegen dürfte doch auch kein Problem sein.

    Die Menschen in dieser Stadt waren sehr verschlossen - eine Herzlichkeit und Freundlichkeit waren nicht erkennbar. Auch untypisch war, dass kaum ein Händler uns seine Waren anbot - in vielen anderen Städten war es hingegen schwierig, diese Händler los zu werden. Gerade hier, wo zahlreiche Hotels und Geschäftshäuser die Straßen zieren und viele Touristen diese Stadt wegen des nahe liegenden Jain-Tempels von Ranakpur frequentieren, war es überdurchschnittlich ruhig und unauffällig.

    Pünktlich gegen 12 Uhr zur offiziellen Öffnungs - und Mittagszeit erreichten wir den Tempelkomplex von Ranakpur (रणकपुर)aus dem 15. Jahrhundert, welcher sich 7 km südlich von Sadri und 70 km nördlich von Udaipur in einem abgelegenen Wald-Tal (Aravallibergkette) verborgen befindet und einer der fünf wichtigsten Heiligtümer der der Jain-Gemeinschaft ist.

    Als erstes ging es zum Mittagessen - es kostet dort für alle Gäste 50 Rs (bezahlt durch die Reiseleitung). Die andere Hälfte der Kosten übernimmt die Jain-Gesellschaft. Es war das typische und bescheidene indische Essen - vielleicht etwas scharf, aber durchaus schmackhaft.

    Größere Kartenansicht

    Bevor wir in die Tempelanlage kamen, wurde erst einmal die Foto- und Fotohandygebühr von 50 Rs (Pro Tourist nur eine Kamera), 150 Rs für Videokameras und 20 Rs für einen weißen Frauenkittel (zum Bedecken der Schulter, Männer in langen Hosen). Die Anordnung kein "Idol" (Darstellungen von Göttern im Schrein) zu fotografieren sollte man ernst nehmen. Zahlreiche Wächter kontrollieren sehr genau die Einhaltung. Andere Figuren dürfen fotografiert werden.

    Da wir keine Vorinformation hatten, dass wie in allen Jain-Heiligtümern keine Ledersachen (Schuhe, ... leider auch nicht unsere Tempelschuhe) mitgeführt werden durften, mussten wir barfuss gehen. Alle Ledergegenstände müssen vorher abgelegt werden. Sinnvoll ist, wenn man im Handgepäck ein paar alte Socken mit sich führt, um auch für solche Fälle vorbereitet zu sein.

    Die Tempel - ein Muss und eines der Highlight für den Rajasthan-Tourist - wurden nach den Rajputen-Herrscher Rana Kumbha benannt und durch die Stiftung von Dharna Sah, einen reichen Bankier errichtet. 1438 wurde der Hauttempel, der der Adinatha (auch als Chaumukha-Tempel bekannt) begonnen und erst nach 60 Jahre beendet. Im Zentrum steht das Tirthankara-Standbild ,welches in die vier Himmelsrichtungen ein Gesichter trägt. Insgesamt 1444 Säulen aus cremefarbenem Marmor, mit unterschiedlichen Ornamenten verziert, tragen die zahllreichen Dächer. In der Anlage befinden sich noch der Parshvanatha-Tempel ( Mitte des 15. Jahrhundert), der nach den 23. Tirthankara (befreite Heilige)benannt wurde. Unmittelbar nebenan steht der nach dem 22. Tirthankara benannte ein kleinerer Tempel für Neminatha, und etwas südlicher der Surya-Narayana-Tempel.

    Der Bauform nach sind es Tempel in der hinduistischen Bauform wie viele Objekte derselben Zeit - nur diese mit einer Anpassung an dem Jaina-Ritual (Während des Jainismus entwickelte sich keine eigene Architektur).

    Die Tempel sind Jainas-Heiligtümer dessen religiöse Gruppe in Verzicht auf sinnliche Genüsse und Vergnügungen und als Vegetarier leben. Die Verhinderung der Tötung von Tieren ist ihr großes Gebot.

    Nach etwa 90 Minuten Besichtigung führte uns die Fahrt in südlicher Richtung, einer engen Landstraße, die es kaum ermöglichte, Gegenverkehr passieren lassen zu können. Bei unseren Busfahrer hatte man eher das Gefühl auf der Flucht zu sein - ein teils unbehagliches Gefühl war während dieser Fahrt - nicht nur, dass er erst in aller letzter Sekunde den Gegenverkehr auswich. Kaum erwähnte unser Reiseleiter eine örtliche Begebenheit waren wir auch schon vorbei, bevor überhaupt eine Möglichkeit bestand, ein Foto zu machen (Elefantenbrücke). Vielleicht hatte der Fahrer Angst, denn wir durchfuhren ein Schutzgebiet mit Affen und Tiger, wobei die steilen Täler nicht sonderlich reizvoll waren.

    Nach vierzig Kilometer rasanter Fahrt durch Saera und weiteren kleineren Ortschaften erreichten wir die neu erbaute Autobahn (NH 76). Diese musste während der Bauphase nachts gesperrt werden, weil die Ureinwohner die Autos mit Steinen beworfen hatten und anschließend die Insassen mit Pfeil und Bogen beschossen. Mittlerweile hat sich alles wieder normalisiert. Links begleitete uns noch lang das teils gewaltige Bergmassiv (Aravalli-Hügelkette), fuhren an einigen kleineren Ortschaften vorbei, bis wir bei bulliger Hitze und schlechter, düsiger Fernsicht die Ebene erreichten. Bei Pindwara ging es auf den NH 14 weiter, bis wir unmittelbar nach einen fast leeren Stausee 30 km vor Abu Road in einer Mautstelle zur Kasse gebeten wurden. Kurz vor 16 Uhr verließen wir die Autobahn. Vor uns zeigte sich ein massiver Gebirgsblock - der Mount Abu - dessen Ende sich irgendwo hinter den Wolken befindet.

    Nun standen uns 30 km Bergfahrt mit nicht endenden Kurven an, eine gut ausgebaute Straße - nicht all so sehr breit, die im Sausetempo unser Busfahrer absolvierte. Interessant war der Wechsel zwischen kargen Fels und grünen Palmenoasen mit zahlreichen Affenhorden. Uns blieb wenig Möglichkeit, die herrliche Landschaft zu genießen. Kurz vor Mount Abu wurde nochmals eine Bergsteuer von 10 Rs pro Person erhoben. Nach sieben Kilometer erreichten wir nach der Ortsdurchfahrt am Stadtrand von Mount Abu - die einzige Hill Station (Stadt in der Regel in etwas höheren Lagen zwischen 1000 und 2500 m, wo die Temperaturen im Hitzesommer etwas kühler sind) in Rajasthan - unser Tageshotel, das Cama Rajputana Resort, wo wir zwei Nächte blieben. Hier erholt sich der indische Mittelstand in einer der zahlreichen Hotels.

    Schnell frisch gemacht - unternahmen wir einen kurzen, orientierenden Rundgang durch die schöne Hotelanlage.

    Da wir nun noch genug Zeit bis zum Abendbrot hatten, erkundeten wir die Kleinstadt auf eigener Faust. Wir ließen uns eine Visitenkarte des Hotels sowie einen Stadtplan geben, der recht skizzenhaft war. Wenn wir uns nach ihm orientiert hätten, wären wir mit Sicherheit nicht am Basar angekommen - geschweige das Hotel wieder gefunden. Hier ist es sinnvoll, bei Google-Map sich vorher eine Karte auszudrucken.
    Kaum hatten wir die Hotelanlage verlassen, schaute uns ei ne Gruppe Affen (Hanuman-Languren oder auch Indische Languren genannt) gelangweilt hinterher. Hingegen die uns entgegen kommenden hübschen jungen Inderinnen verdeckten schnell ihr Gesicht, bevor ich den Kameraauslöser finden konnte. So durchstreiften wir den Basar, ließen es uns auch nicht nehmen, Nebenstraßen und durch enge Gassen zu gehen, um die Realität dieser Urlauberhochburg live zu erleben. Die Runde beendeten wir mit dem Sonnenuntergang auf den Nakki Lake. Zwischendurch war Fotostunde mit zahlreichen indischen Familien - mal nur mit den Kindern, mal die ganze Familie. Trotz der vielen Urlauber verwunderte uns das Begehren eine Europäerin (meine Frau) als Urlaubs- Erinnerungsfoto inmitten der indischen Familie mitzunehmen (Ich als Mann war leider kaum bis nicht gefragt gewesen).

    Zurück im Hotel waren wir verwundert, dass das Personal in unserer Abwesenheit einfach unser Zimmer betritt. Alles war aus unserer Sicht fertig eingerichtet - angeblich wollten sie die Betten nochmals glatt ziehen (??). Dass aber der Kühlschrank überlaut brummte und somit ein Schlafen erschwert, bemerkten sie nicht.

    Das Abendbrot war wie gewohnt schmackhaft und reichlich. Es gab eine leckere Vorsuppe, der Hauptgang in vielfaltreicher Menüform und als Nachspeise Pudding. Eine Flasche Wasser kostete 60 Rs, überraschend preiswert eine Flasche Rotwein, welche wir auf der Terrasse anschließend tranken, kostete nur 900 Rs (in anderen Hotels das doppelte!) Hier lernten wir eine andere Reisegruppe kennen, welche eine ähnliche Rundreise - nur in umgekehrter Richtung durchführte und aus dem Ehepaar und den Reiseleiter bestand.

    Obwohl im Hotel reichlich Unterkünfte frei waren, der Kraftfahrer sein Bett erhielt, musste sich unser 'Reiseleiter noch um einer Übernachtung bemühen.

    Leider hatte das Hotel keine Internetanbindung. Jedoch fand ich von unser Zimmer aus einen offenen WLAN-Kanal, von denen ich wenigstens meine E-Mails abrufen konnte. Leider war der Empfang sehr schlecht - eine indische Urlauberfamilie in der Wohnung unter uns sollte mit einer WLAN-PCMCIA-Karte mit Antenne deutlich besseren Empfang unter uns haben. Ist vielleicht der integrierte WLAN-Empfang im Notebook doch nicht so toll? Ich werde mal bei DELL anfragen, ob das sich nicht verbessern lässt.

    9. Tag (Do-21.05.2009) - Tagesaufenthalt in Mount Abu (Besichtigung des Dilwara-Tempels)

    Seit langem stand wieder einmal ein Tag zum Ausschlafen auf dem Programm. Aber das ist ja relativ- bereits 8 Uhr weckten uns unsanft leichte Darmprobleme - das anschließende Frühstück fiel demzufolge auch recht bescheiden aus. So verbrachten wir den Vormittag am Pool, welcher sich unmittelbar unter unserer Wohnung war. Kaum angekommen brachte uns der Poolmeister zwei Liegestühle und reichte den aus dem Pool steigenden Gästen ein frisches Badehandtuch. Sauber - das war mein erster Gedanke. So ließen wir uns die Sonnenstrahlen ein wenig auf unsere Körper wirken. Gegen 12 Uhr trafen wir uns an der Rezeption zur Abfahrt zu den knapp 2 km vom Hotel entfernten Dilwara Jain Tempel - der Hauptanziehungspunkt für Touristen weltweit, der auch erst zu dieser Zeit öffnet. Er zählt zu den größten Meisterwerken der indischen Baukunst. Leider herrschte hier absolutes und konsequent durchgesetztes Fotografierverbot. Selbst die Mitnahme dieser Geräte wie auch Taschen oder andere Behältnisse und Lederwaren ist absolut verboten. Natürlich durften auch hier keine Schuhe getragen werden oder Getränke mitgenommen werden.

    Also wieder Schuhe ausziehen und abgeben - das erforderliche Trinkgeld wurde aus den vorher abkassierten und dafür vorgesehenen Budget bezahlt. Nicht nur wir bemühten uns in den Tempel zu kommen - hunderte Inder warteten darauf, eingelassen zu werden. Wir hatten hingegen Glück und wurden über einen Seiteneingang in die Tempelanlage gelassen. Wir betraten als erstes den besten Tempel der Jain-Kunst, den Vimala-Vasahi-Tempel (1032 bis 1045), welcher Adinath (er war der erste der 24 Tirthankara) gewidmet wurde. Von außen sehen die Tempel unscheinbar aus - von innen zeigt sich erst vollständig die Pracht und Vielfalt der indischen Baukunst der damaligen Zeit. Stark ist der Andrang der Pilgergruppen aus Indien. Zwischendurch hatten wir Gelegenheit, die Pracht in vollen Zügen zu genießen, bevor die nächste Pilgergruppe erschien. Manchmal räumten wir freiwillig das Feld, wenn die Massen uns fast überrollen wollten.

    Weiter ging es in den Luna-Vasahi-Tempel, der sich eigentlich kaum vom Vimala-Vasahi-Tempel unterscheidet. Gleich im Anschluss dessen liegt der Adinath-Tempel (1439) - optisch von außen gleich, wie die beiden anderen Tempel, jedoch als unvollendetes Bauwerk.

    Kurz vor 14 Uhr trafen wir wieder im Hotel ein und hatten noch einige Stunden Zeit, bis es zur Beobachtung des Sonnenuntergangs am Sunset Point, 2 km südwestlich der Stadt geht. So nutzten wir die Zeit, einen zweiten Basarbummel durchzuführen. Gute Orientierung hatten wir ja bereits noch vom Vortag. So wählten wir auch eine andere Strecke, um in das Zentrum zu kommen. Auf der linken Seite ragten eigenartig ausgespülte Felsen empor, wo sich zahlreiche Affen tummelten. Auf dem Dach eines Hauses waren sechs gewaltige ausrichtbare Reflektoren montiert, die in einem größeren Kessel das Wasser erwärmten - vielleicht war es eine Wäscherei, die somit kostengünstig Warmwasser produzierte.
    So gingen wir weiter in südöstlicher Richtung um den Nakki Lake in Richtung Basar. Auch hier begegneten uns wieder schwer arbeitende Frauen, die ihre Steinlasten kopfüber aus einem Grundstück trugen.
    Zu dem Guru links, der sicher irgendeiner Sekte zugehörig ist, konnte ich mir keinen Reim machen. Vielleicht kann einer der Leser dieses Berichtes eine Erklärung dazu geben. Ein Stück weiter hielt spontan ein Traktor mit Sonnenschutz und vier Inder an und wünschten auf ein Foto mit meiner Frau verewigt zu werden. Natürlich kam ich diesen Wunsch nach, obwohl eine Zustellung gegen Unbekannt nicht sinnvoll ist.
    Im Zentrum begegneten wir noch einige Mitreisende, die scheinbar nach Souvenirs sich umschauten. Wir erstanden zwei bemalte Seidentücher mit indischen Motiven, die nicht gerade preiswert waren. Unterwegs animierten uns Taxis mitgenommen zu werden, was wir aber dankend ablehnten. In den blauen Transportkarren, die unmengen Einheimische, indische Urlauber aber auch Touristen durch die Stadt transportierten, quälten Mütter mit ihren Kindern sich ab, um einige Rupien Lohn dafür zu erhalten. Ich hätte mich geschämt, diese Dienstleistung von denen anzunehmen. Noch schnell für paar Fotos indischer Familien mit Kindern und deren Familie als Motiv zur Verfügung gestellt, ging es zurück ins Hotel. Gegen 17:30 wartete bereits der Bus für den nicht im Programm vorgesehenen Ausflug Richtung Sunset Point.
    Hier gibt es mehrere Aussichtspunkte, um an diesen volksfestähnliche Ereignis teilzunehmen. Gut ein Kilometer vor dem Aussichtspunkt war die Busfahrt zu Ende. Unser Reiseleiter spendierte noch für alle eine Tasse Tee und los ging es. Unmengen von blauen Karren warteten auf ihre Kunden - wir entschieden uns aber, zu Fuß zu gehen. alternativ waren auch Reiter anwesend, die mit ihren Pferden den Weg nach oben erleichtern sollte. Einige korpulente Europäer nutzten auch dieses Angebot.
    Ein breiter asphaltierter Fußweg führte reichlich einen Kilometer nur bergauf bis zum Kamm - links und rechts des Weges viele Händler mit Souvenirs, Speisen und Getränke strömten Scharen von Menschen entlang, um einen guten Ausblick zu haben. Einige hundert Meter vor den Sunset Point bogen wir rechts ab und fanden eine recht einsame Plattform mit guter Sicht. Einige Inder gesellten sich noch dazu - überfüllt war dieser Standort jedenfalls nicht. Als am Hochizont reichlich Wolken erschienen, nahmen wir schon an, dass es nicht viel mit den Sonnenuntergang werden wird. Auch das düsige Wetter war nicht gerade optimal. Für viele Inder war der Sonnenuntergang scheinbar nur Vorwand, um sich mit Freunden und Bekannten sich hier zu treffen und gemeinsame Stunden zu verbringen. So nutzte ich die Zeit, einige Experimente mit der Kamera zu unternehmen, um aus der Situation doch einige interessante Bilder zu erhalten. Gegen 19 Uhr war die Show zu Ende und die Massen strömten - diesmal aber bergab Richtung Mount Abu. Der Bus brachte uns den letzten Kilometer wieder zum Hotel.
    Noch vor dem Abendbrot "zapfte" ich die offene WLAN-Quelle an, um meine E-Mails abzurufen. Da unsere indischen Untermieter diese Quelle nicht kannten, bastelten wir an sein Notebook so lange, bis auch er "online" war. Leider mussten wir dies abbrechen, da das gemeinsame Abendbrot vorgesehen war. Wir gönnten uns wieder eine Flasche von den günstigen Rotwein, bevor es in unsere Wohnung ging. Über den Balkon nach unten fragte ich Nitesh (so hieß der Vater der Familie), ob er nicht bei uns die WLAN-Verbindung weiter testen möchte, was er ablehnte, da er nun auch unten bei sich Empfang habe. Ich zeigte bei einer Flasche Rum, dass bei uns besserer Empfang sei. So kamen erst Nitesh mit seiner Tochter Vidhi, meine Frau bat aber dann, seine Frau Shilpa mit Sohn Hemeel zu uns zu bitten. Bei Rotwein, Rum, Cola und Wasser verbrachten wir noch einige gemeinsame Stunden bis Mitternacht. Es war ein sehr netter und angenehmer Abend - vielen Dank liebe Familie Panchal aus Ahmedabad (Gujarat).

    10. Tag (Fr-22.05.2009) - Mount Abu - Udaipur (ca. 170 km)

    Da Abreisetag war, klingelte der Wecker pünktlich um sieben Uhr. Schnell frisch gemacht, einen letzten Blick auf die schöne Hotelanlage ging es zum Frühstück. Wir ließen es wegen der noch vorhandenen Darmprobleme leicht angehen, obwohl das Angebot mehr als verführerisch war. Leider hatten wir nicht die Möglichkeit, uns bei Nitesh Panchal und seiner Familie zu verabschieden - sie verbrachten ihren Urlaub und konnten in aller Ruhe ausschlafen.

    Gegen 8:30 Uhr waren alle Koffer verstaut und fuhren in östlicher Richtung nach Udaipur bei strahlendem Sonnenschein. In Mount Abu war schon reges Geschäftsleben, bevor die Mittagssonne seine ermüdende Wirkung hinterlassen sollt - zahlreiche Karrenfahrer warteten auf erste Touristen. Sattler und zugleich Schuhputzer hatten bei unseren Sandalen leider nichts zu erwarten.

    Für die etwa 20km Talfahrt nach Abu Road nahm sich unser Busfahrer diesmal mehr Zeit und gestattete somit, einige Aufnahmen zu machen, obwohl die Haltepunkte nicht unbedingt glücklich gewählt wurden. Der Gegen- aber auch der nachfolgende Verkehr wagte dabei teils riskante (aber scheinbar für indische Verhältnisse normale) Manöver.

    Auch wenn die Sicht nicht besonders gut war, die Landschaft im Wechsel zwischen steinigen Fels und kleine oasenartige Flächen mit Palmen und landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen hatten besonders mit den hohen Bergen im Hintergrund seine Reize.

    Auch die Indischen Languren-Affen waren am Straßenrand pünktlich zur Stelle und lausten sich ausgiebig. Nach einer Stunde erreichten wir Abu Road und fuhren auf den National Highway (NH) 14 in der Tiefebene weiter. Eine Herde Kamele überquerte die Straße und ließ sich von den Verkehr nicht irritieren. Ihnen war bewusst, dass die Autofahrer anhalten werden. Auch dieses Teilstück wird bald zu einer Autobahn ausgebaut sein.

    Fleißige Frauen beim Steine tragen, wobei die Männer die Hacke schwingen, war uns ja bisher ein bekanntes Bild. Möglicherweise sind Bagger nicht in ausreichender Zahl verfügbar - oder die Tagelöhner selbst in der Masse sind billiger als ein Kleinbagger. Das Gebiet wird wegen seines steinigen Bodens wenig bis nicht landwirtschaftlich genutzt. Einige ausgetrocknete Flussläufe zeigten, dass es auch mal bessere Zeiten gab.

    Wenige Kilometer hinter der Stadt begann die neu ausgebaute Autobahn, die wir bereits auf der Herfahrt nach Mount Abu nutzten. Kaum auf der Autobahn, verließen wir sie auch wieder, um in der nächsten Stadt einen Eisblock zu erwerben , um im indischen Kühlschrank die Getränke für uns angenehm zu temperieren. Wir hatten das Gefühl, dass die Einwohner sehr wenig Touristen zu Gesicht bekommen - so abseits von der Piste verirrt sich auch kaum einmal ein Reisebus.

    Sehenswert war dieser Ort nicht - auch hier hat man das leidige Müllproblem nicht unter Kontrolle - ein Paradies dafür für die Hausschweine, die eher an Wildschweinen erinnern, die sich hier bei der Hitze in den Schlammslöchern am Straßenrand wohl fühlten.

    Hinter Pindwara - nach zwei Stunden Fahrt, fuhren wir wieder auf den NH 76 weiter - ebenfalls einer 4-spurigen Autobahn weiter. Hier wurden wir auch gleich für den Bus um 80Rs Maut erleichtert. Auch auf dieses Teilstück waren wir bereits unterwegs - die vielen Tiere auf der Autobahn waren schon kaum noch ein Foto wert. Ein gefährliches Spiel machten zahlreiche Kinder, die auf den Mittelstreifen wilde Dattel verkauften. Auch unser Busfahrer hielt an und versorgte sich mit den sicher zu günstigen Preisen angebotenen Waren. Wenige Kilometer weiter hielt auch ein Bus - diesmal auf der Normalspur. Unser Busfahrer erkannte nicht die Gefahr, dass Kinder wahrscheinlich im Verkaufrausch nicht mehr auf den Verkehr achten würden. Und genau das traf ein. Nach der sofort eingeleiteten Vollbremsung waren wir nicht sicher, ob ein kleines Mädchen schnell genug war, den Busrädern auszuweichen. Wir sahen jedenfalls erst einmal nichts - der Schreck saß uns tief in den Gliedern. Nach einiger Zeit kletterte es unter den Bus hervor - wahrscheinlich überfahren, ohne unter die Räder gekommen zu sein. Glück gehabt. Verständnisvolle Blicke erntete unser Fahrer dafür nicht .

    Nach 130 Tageskilometer in knapp 3 Stunden legten wir die erste Teepause von 15 Minuten in der Raststätte "Badal Resorts" ein. Während die anderen Mitreisenden auf Souvenierjagd waren, ließen wir uns in zwischen Mango- und Zitronenbäume ein Kännchen Indischen Tee schmecken.

    Nur 10 Kilometer weiter endete die Autobahn. Hier war ein Teilstück von etwa 3km durch eine felsige Landschaft noch auszubauen. Die Umgehungsstraße war zwar nur eine steinige Baustraße, aber immer noch besser, wie eine weite Umleitung zu fahren.

    Auch ein optisch überladenes Kamel musste diesen Weg nehmen. Nur eine Herde Ziegen fanden an den steilen Hängen eine Abkürzung. Sehr aufmerksam beobachten wir, wie geschickt und wohlüberlegt diese Tiere auf den losen, steinigen Steilhang einen Weg fanden, ohne abzustürzen (außer eins, welches unbeschadet schneller nach unten abrutschte, als es ihr lieb war).

    Kurz nach 12 Uhr verließen wir den National Higway 76 und fuhren auf einer Landstraße die letzten 20 Kilometer bis zum Hotel. Mittlerweise zog auch Bewölkung auf - ein Zeichen, dass die Regenzeit nicht mehr lange auf sich warten lässt. Am Stadteingang waren rechts der Straße zahlreiche Gemüseverkäuferinnen beim Feilschen mit ihren Produkten, auf der linken Seite waren Waschfrauen bei der Arbeit. eine heilige Kuh ließ sich ein Stück Karton schmecken, den sie zwischen den Müll als "lecker" identifizierte. Vielleicht hatte dieser noch anhaftungen, von denen sich die Kuh irritieren ließ.

    Vorbei an einen Dental College und Hospital führte uns die Fahrt durch Udaipur (उदयपुर)und gewannen erste Eindrücke zur Stadt. Am Stadtausgang erreichten wir nach reichlich 4 Stunden Fahrt das Hotel Rajputana Resorts wo wir für zwei Nächte das Nachtquartier bezogen hatten.

    Mit der Ankunft im Hotel - es war kurz vor 13 Uhr, war das offizielle Tagesprogramm zu ende. Wir richteten uns im Zimmer ein - alle Zimmer waren auf einen langen offenen Flur, welcher einzelne Sitzerker hatte, wo man das Treiben am Pool und auf den Grünflächen beobachten konnte. Große Vorhängeschlösser sicherten die einzelnen Unterkünfte. Innen stellten wir als erstes fest, dass sie an Kühlschränken gespart hatten. So werden wir wohl am Abend unseren Schlummertrunk gut vorgewärmt trinken müssen. Den fehlenden Fön bemerkt sicherlich eine Frau - für die in der Regel kurzen Männerhaare braucht man dieses Teil bei den Temperaturen nicht. An der Rezeption kaufte ich mir einen WLAN-Hotspot zum Tagespreis von 350 Rs. Das sind Preise, wie ich sie von teueren deutschen Hotels kenne - aber was hilft es. Empfang war da auch nur im Foyer - also zur Nutzung jedes mal bis dort hin. Nach einigen Empfangstests stellte ich fest, dass von der vorderen Ecke des Ganges gerade so ein WLAN-Empfang möglich war. Hier nutzten wir bei der Gelegenheit die Möglichkeit des Geldtausches zum Kurs von 1:60, also erhielten wir 3000Rs für 50 Euro. Bei all unseren Reisen machten wir die Erfahrung, dass eingeführte Euro sich am sichersten tauschen lassen - vorausgesetzt man lässt sich nicht bestehlen. Aber ein Schein klauen lassen ist weniger problematisch als eine Kreditkarte als Verlust melden zu müssen zuzüglich das Risiko cdes Kreditkartenbetruges. Tauscht man das Geld auf Banken oder Wechselstuben hat man auch eine hohe Sicherheit, keine Blüten zu besitzen. Die getauschte Scheingröße sollte so klein sein, um nicht sich doch bei der Rückgabe von Wechselgeld Falschgeld zu erhalten. So sollte jeder Reisende seine eigenen Erfahrungen machen.

    Den Nachmittag nutzten wir zu einem Stadtbummel ins Stadtzentrum. Schon auf den Weg erregten wir die Aufmerksamkeit der örtlichen Bevölkerung - zwei Touristen, die auch noch hier durchlaufen. Nach etwa einen Kilometer Fußweg erreichten wir die Hauptstraße. Da unser Reiseleiter Preisempfehlungen gab, mieteten wir ein Tuk-Tuk  / Auto-Rickshaw mit sicheren Preisvorstellungen. Für unsere 80 Rs wurden wir bis ins Zentrum gefahren. Da er kein Englisch verstehen konnte, musste er mehrere Stopps einlegen, bis Passanten ihm erklären konnten, wohin wir wollten. Dieser Tanklaster ist nicht etwa ein abgestelltes Schrottfahrzeug - nein es war fahrtüchtig und wurde auch benutzt.

    Im Zentrum durchstreiften wir zahlreiche Geschäfte. In erster Linie wollten wir ein Preisgefühl gerade bei Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs erhalten. Natürlich blieb der Schwerpunkt bei Schuhgeschäften. So schlenderten wir durch die Gassen. an einen Stand kauften wir eine gelbe und eine grüne Mango, die mehr als reif waren. In einem Park mit einen kleinen See mit Tretbootverleih ließen wir sie uns schmecken - ein Genuss, den man bei den kühlhausgereiften Früchten in Deutschland nie kennen lernen wird. Auf den Rückweg kauften wir uns noch 2,25-l-Cola-Flasche, die anfangs 70 Rs kosten sollte, beim Bezahlen 80 Rs erhöht wurde. Nun gut - 10 Rs gesponsert by Germany - eine ärmlich aussehende ältere Frau - bei dem günstigen Preis war es kein Verlust. Schwieriger war es schon ein Geschäft zu finden, wo alkoholische Getränke verkauft wurden. Nach etwas Suchen - eigentlich direkt auf dem Weg erwarben wir uns ein Liter indischen Rum für 350 Rs - welcher mit der Cola unser Schlummergetränk werden sollte. Wir hofften nur, dass die eiskalte Cola noch ein wenig kühl bleibt, um den fehlenden Kühlschrank wenigstens minimal zu ersetzen. Zurückging es wieder per Tuk-Tuk - diesmal mussten wir aber 100 Rs zahlen.

    So erreichten wir kurz vor 19 Uhr das Hotel und gingen gleich zum Abendbrot über. Hier kostete die Flasche Rot- bzw. Weißwein 1300 Rs (zu teuer für uns - wissend, dass wir auch noch gute Vorräte an Rum hatten). Ohne zu fragen stellte man Wasser hin, kassierte es am ende auch ab. Zu essen gab es eine Vorsuppe, zwei verschiedene Huhnzubereitungen, Fisch, Röster, Gemüse, Linsen, ... , als Nachspeise gebackene Banane mit Pudding, Kaffee/Tee. Wir legten bei dem Angebot einen leichten Tag ein mit Vorsuppe sowie Gemüsesalat mit Joghurt.

    Nachdem ich nochmals meine E-Mails abgerufen hatte, schwatzten wir mit den beiden solo-reisenden Herren bei Rum mit Cola, bis nach Mitternacht die Mückenplage ein schnelles Ende einläutete.

    Reisebericht Teil 1: Rundreise Delhi - Agra
    Reisebericht Teil 2: Rundreise Agra - Fatehpur Sikri - Bharatpur - Jaipur
    Reisebericht Teil 4: Rundreise Udaipur - Pushkar - Shekhawati - Delhi
    Reisebericht Marokko