Anschließend hieß es - schnell packen und ab zum bereits wartenden Bus.
So setzten wir gegen 9:30 Uhr die Fahrt auf der Landstraße 3450 per Bus Richtung Westen, vorbei an zahlreichen kleineren Oasen links und rechts der Straße nach Tinejdad, fort. Das sonnige Wetter stimmte uns positiv auf diesen Tag ein, auch wenn die Straße teilweise nicht die Beste war. Interessant war ein recht zufälliger Schnappschuss, als ein kleines Mädchen mit ihren kleineren Bruder ihre scheinbar kranke Mutter auf einer Karre nach Erfoud fuhr. Mir standen fast die Tränen in den Augen, als ich das Foto anschließend auf der Kamera vergrößert anschaute.
Nach etwa 30 km, also kurz hinter Achoula wurde uns ein Aquadukt / Qanat besonderer Art, der marokkanische Khettara vorgeführt. Hier gruben die Berber etwa aller 20 m ein knapp 20 m tiefes Loch bis zu einer wasserführenden Schicht, verbanden diese mit leichten Gefälle miteinander und leiteten dieses Wasser auf ihre Felder. Somit konnten sie jährlich zwei Ernten in den fruchtbaren Landstrichen erzielen.
Unmittelbar darauf wartete eine Herde Dromedare, fotografiert zu werden. Dazu legte der Busfahrer Hassan nicht nur dafür einen Stopp ein, sondern nutzte die Gelegenheit, frisch gemolkene Dromedarmilch zu trinken.
An der Kreuzung zur N10 in Tinejdad machten wir unsere erste (halbstündige) Kaffeepause. Anschließend führte uns die Fahrt vorbei an einer steppenähnlicher Wüste, in der Ferne bereits wieder die Südausläufer des Atlasgebirge sichtbar bis zum Ortseingang von Tinerhir. Hier bogen wir rechts in die 15 km entfernte Todra-Schlucht ab. Mehrere kleine Zwischenstopps ermöglichten uns die herrliche Landschaft zu fotografieren. Zu Fuß (etwa 1km auf guter Betonpiste) besichtigten die bis zu 300 m hohen, fast senkrecht aufsteigenden Felswände. An den engsten Stellen sind sie gerade mal 10 m breit - also kein Vergleich zu der Felsenstadt Petra in Jordanien - aber eben mit anderen herrlichen Reizen.
Auf den halben Rückweg machten wir unsere Mittagspause im Restaurant "
Inass Welcome" bei Sonnenschein auf einer schön gestalteten Terrasse ein. Hier wurden vier sehr schmackhaftes 3-Gänge-Menüs (+2 zusätzliche kostenfreie Gänge!) zum Preis von 110 Dh zur Auswahl und preisgünstige Getränke (Wasser, Cola zu 10 Dh) angeboten, die bei vielen für 2 Personen reichten.
An der Abbiegung angekommen marschierten wir etwa 2 km auf schmale Pfade in Gänsemarsch über grüne Äcker zur Altstadt. Hier lernten wir auch die ärmeren Seiten Marokkos kennen. Da einige der Reisende Probleme hatten, schnell genug eine Toilette zu finden, wurde die Teppich- und Schmuckvorführung in einer Kooperative nach einen Begrüßungstee abgebrochen und erreichten gegen 16:40 unseren Bus. Durch Tinerhir ( تنغير) - eine Oase im Atlasgebirge mit etwa 35 Tausend Einwohnern führte uns die für heute letzte Fahrt in unser ****Kenzi Bougafer Hotel (Tinghir Morocco Hotels - فنادق تنغير المغرب) mit 114 Doppel- und Einzelzimmer (630/450Dh=57/41€) und 6 Suiten (2000Dh=183€) - leider ohne WLAN. Da es nun auch plötzlich anfing mit wenig Regen zu gewittern, das Hotel auch am Stadtrand der Stadt war, nutzten die Mitreisenden die Zeit bis zum Abendbrot mit Nachholen des Schlafes, Postkarten schreiben oder nur zur Entspannung. Das Hotel und auch das Restaurant machten einen bescheidenen, aber trotzdem ordentlichen Eindruck, auch wenn die Wohnungen dringend sanierungsbedürftig sind (Zimmer 214). So konnte man bei uns den Hahn am Waschbecken im Kreis drehen kann. Die Drossel zur Wand-Neonröhre wird mit zunehmender Einschaltzeit extrem laut, ein Abfluss-Stopp ist auch nicht auffindbar. An den Betten -Nachttischlampen leuchten die Glühbirnen ohne Schirm. Den einzigen Stuhl nutzte ich nur vorsichtig, um ihn nicht noch den Rest zu geben. Die Klimaanlage, die auch als Heizung genutzt werden kann funktionierte nicht. Dafür waren aber mehrere Steppdecken im Schrank, die für eine angenehme und warme Nacht sorgten.
Gegen 19:30 trafen wir uns alle zum gemeinschaftlichen Abendbrot - heute in Menüform. So wurde eine leckere landestypische Suppe als Vorspeise serviert. Das Hauptgericht war ein Stück Geflügel mit 2 größeren Scheiben Kartoffeln - also ein sehr "übersichtliche Hauptmahlzeit". Da wir beide keinen großen Esser sind, reichten wir damit - andere schauten durchaus noch hungrig in die leere Pfanne. Als Nachtisch wurde ein kleines Stück Kuchen gereicht. Für eine 0,35 l Flasche landestypischen Rotwein wurden 70 Dh berechnet. Da die Mehrzahl der Mitreisenden den Tag ruhig beenden wollte, gingen wir alle unmittelbar nach dem Abendbrot ins Bett.
6. Tag (Mittwoch-11.03.2009) - Tinerhir - Ouarzazate (ca. 200 km)
Nach einer ruhigen Nacht (leider ohne Weckservice) ging es zum Frühstück. Um das Wecken brauchte sich keiner kümmern, da scheinbar pünktlich sieben Uhr im Haus Bauarbeiten begannen, die bis ins letzte Zimmer drangen. Ein wenig überrascht waren wir, als uns die Tische im leeren Hotel zugewiesen wurden. Das Frühstück war ungewöhnlich und noch bescheidener als anders wo. So wurde kein Baguette gereicht - nur süße Plunderstücke in Fett gebacken. Dafür gab es aber erstmalig Käse in Scheiben. Vier Marmeladesorten ergänzten das Angebot. Die Omeletts, die ich mit Marmelade bestrichen zusammen rollte, versuchte ich kaum lösbar mit den vorhandenen Messern zu schneiden. Selbst zwei weitere Messer lösten nicht das Schneideproblem. Für derart Notfälle habe ich natürlich ein ordentliches Tool dabei, um somit das Hoteldefizit ausgleichen zu können.
Die Reise begann unmittelbar nach dem Frühstück gegen 9 Uhr bei starker Bewölkung und lauwarmen 15 °C- entlang der N10, der Straße der tausend Kasbahs in das etwa 200 km entfernte Ouarzazate. Karge Flächen mit gelegentlich weidenden Dromedarherden und steinig rötliche Wüsten begleiten uns. Erst nach dem Ort Boumalne du Dades in 1800 m Höhe änderte sich durch das romantische Dadetal die Landschaft, wo wir einen Zwischenstopp machten. Eher niedlich erscheinen die Berbersiedlungen aus Lehmhäuser samt ihren Oasengärten. Weiter ging die Fahrt auf der N10 nach El-Kelaa M'Gouna (1467 m) am Fluss Asif M'Goun, benannt nach den Berberstamm Mgouna. Diese Stadt ist das Zentrum des Rosenanbaus in Marokko. Die hier angebauten Rosen werden zu Rosenwasser und Rosenöl für die Parfümindustrie verarbeitet. Leider war die Reise zu früh, um das im April/Mai weit über die Grenzen hinaus bekannte Rosenfest (Moussem des Roses) zu besuchen. Fährt man weiter, wechselt auch schnell die Pracht in eine nicht endende steinige Wüste. Wir überquerten die Passhöhe Tizi-n-Taddert (1370 m) und weiter bis in die Großoase Skoura, welche in Palmenhainen eingebettet war. Auch hier - in dem 1500 Einwohner zählenden Ort stößt man immer wieder auf alte Ksour und Kasbahs - teils bewohnt - teils verlassen und den Verfall preis gegeben. Kasbah - das nennt man hier eine einzelne, freistehende Schutzburg - meist aus Lehm und Stroh gebaut - stehen mehrere "Kasbahs" zusammen - nennt man es "Ksar" - im Prinzip wie bei uns das Dorf.
In der Ferne sieht man die am Oued Amerhidil gelegene Kasbah von Amerhidil mit ihren unterschiedlichen Türmen. Vorbei am El-Mansour-Eddahbi-Stausee mit einem Blick auf das Bergmassiv Djebel Saghro näherten wir uns dem Tagesziel - der Provinzhauptstadt und Touristenzentrum in 1160 m Höhe - Ouarzazate ( ورززات Warsasat) mit knapp 40 Tausend Einwohnern. Die Stadt ist noch recht jung. Sie wurde im Jahr 1928 als Garnisonsstadt der Fremdenlegion durch die französische Kolonialverwaltung gegründet. Sehenswert ist die Kasbah Taourirt (auch Taouirt) auf der linken Seite vor den Ortseingang der Stadt - eine besonder große Wohnburg und Nebenresidenz des Glaoua Paschas von Marrakech. Innerhalb der Stampflehm-Mauern leben noch Angehörige des Haouza-Stammes. Diese Kasbah beherbergte den Palast des Stammesfürsten El Haouzi. Ein Teil dieser Anlage kann besichtigt werden. Der letzte El Haouzi war Thami El Haouzi, der zeitweise auch Pascha von Marrakesch war. Bedingt durch die herrliche Landschaft siedelten sich in Ouarzazate auch mehrere Filmstudios an. Aber dazu später mehr.
Ohne groß die Stadt zu besichtigen, fuhren wir erst einmal in das ***Ametis Karam Club Hotel (mit WLAN in der Empfangshalle) mit 58 Suiten, 32 Doppelzimmer (56 €) und 12 Einzelzimmer (42€), welches wir 16:45 Uhr erreichten.
Da noch Zeit bis zum Abendbrot war, nutzten wir die Zeit, um an der nahe liegenden Souvenir-Verkaufsreihe (Souk- ähnlich) shoppen zu gehen. In zähen Verhandlungen erstanden wir drei Brieföffner, die in paar Tagen später (in Marrakech) sich als reeller Verkaufspreis in einem besseren Festpreisgeschäft bestätigten. Also - Vorsicht bei den Straßenhändlern. Sie verkaufen logischerweise nur mit Gewinn. Kommt es zum Kauf, auch wenn man denkt, einen guten Preis heraus gehandelt zu haben - er war zu hoch. Nach der Devise - leben und leben lassen geht es dennoch in Ordnung. Man sollte aber stets beachten - wir europäische Touristen werden beim Handeln stets die Verlierer bleiben. Wenn man im Vergleich die deutschen Preise nimmt, bleiben die meisten Mitbringsel ein gutes Geschäft. Und diese Einstellung tröstet über einen überbezahlten Preis sehr.
Das Abendbrot hatte gegenüber dem Vortag ein besseres Angebot. So wurden sechs Salate als kalte Speisen, Fisch (leider mit sehr vielen Gräten), Zunge, Fleisch, Möhren und Kartoffelpüree als warme Speisen gereicht. Dazu gab es eine leckere Vorsuppe und verschiedene Nachspeisen. Eine kleine Flasche Wein (0,35l) kostete 70 Dh, Wasser ohne Gas 12 Dh und mit Gas 16 Dh.
Im geschlossenen Restaurant waren bestimmt mehr als 5 Katzen unterwegs und krabbelten von Tisch zu Tisch. Mit wenig Initiative versuchte das Personal dessen Herr zu werden. Natürlich gewannen die Katzen - wir verzichteten darauf, einen netten Abend dort zu verbringen. Allergiker sollten solch Restaurant dringend meiden - geschweige darüber nachzudenken, was alles so in deren Hotelküche abgehen kann.